GoAhead startet mit Chaos - Meringer Pendler:innen brauchen gute Nerven

17. Dezember 2022

  • von Herbert König

Fürwahr, das war eine harte und überaus unerfreuliche Woche für die zahlreichen Pendler:innen aus Mering. Der Start von GoAhead Bayern im Netz München-Mering-Augsburg-Ulm bzw. Würzburg und Aalen ging erst mal gründlich in die Hose.

Die Meringer SPD setzt sich schon seit Langem für die Belange der Pendler:innen ein und hat dabei auch schon einiges erreicht. Und gerade weil wir uns seit Langem mit dem Bahnverkehr beschäftigen, wissen wir: Die Welt des Nahverkehrs ist ganz schön kompliziert geworden, mit vielen Akteuren:

  • Da ist die Bayerische Eisenbahngesellschaft BEG, eine Tochter des Freistaats Bayern, die die Leistungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) im Wettbewerb ausschreibt und vergibt, dabei viele Vorgaben macht und ihn letztlich auch finanziert – wohl gemerkt: Mit Geld des Bundes.
  • Da ist dann das jeweils beauftragte Verkehrsunternehmen, hier also nun GoAhead, das den Betrieb durchführt – oft mit Fahrzeugen, die einem internationalen Leasing-Unternehmen gehören und in einer angemieteten Werkstatt von einem externen Dienstleister gewartet werden; oft auch zum Teil mit Fahrpersonal, das wieder von einem anderen Dienstleister gemietet wird.
  • Vor allem aber fahren die Verkehrsunternehmen auf Strecken, die weiterhin der DB gehören und von dieser gemanagt werden, und sie halten an Bahnsteigen, die der DB-Tochter Station und Service gehören, die wiederum auch die für meisten Informationsmedien und deren Inhalt zuständig ist.
  • Bleibt dann noch der Ticketverkauf: Der wiederum wird meist, auch bei GoAhead, von einem beauftragten weiteren Dienstleister durchgeführt.
Bahnchaos_Symbolbild
Lange Wartezeiten und dann Zugausfälle - Meringer Pendler:innen brauchen starke Nerven

In diesem Gestrüpp ist es nicht einfach, Ursachen und Verantwortliche für Mängel oder auch für das Chaos der ersten Woche zu finden. Was wir bis jetzt wissen, ist:

  • Obwohl mit dem Verlust des Fugger-Express eigentlich viele dort bisher beschäftigte Lokführer:innen frei wurden, ist es der DB gelungen, diese von einem Wechsel im eigenen Konzern zu überzeugen. Folglich musste GoAhead ausschließlich neue Mitarbeiter:innen gewinnen und ausbilden. Die waren, angesichts des aktuellen Arbeitsmarktes, knapp. Auch wenn sie gut ausgebildet werden: Sie müssen erst Erfahrungen mit den neuen Fahrzeugen und Strecken sammeln. Da geht manches etwas langsamer als mit Übung, sollte sich aber mit jedem Tag bessern.

  • Der Start fiel mit dem ersten massiven Wintereinbruch praktisch zusammen. Und da zeigte sich offenbar, dass die neuen Fahrzeuge von Siemens, jedenfalls eine der beiden verschiedenen Serien, die hier zum Einsatz kommen, noch viele Mängel aufweisen. Vor allem aber sind wohl die Stromabnehmer nicht wirklich wintertauglich und müssen jetzt nachgebessert werden. Neue Fahrzeuge haben leider häufig Kinderkrankheiten, das zeigt sich bei nahezu jeder Inbetriebnahme in Deutschland. Die Hoffnung, dass uns das erspart bleibt, weil die beiden Siemens-Zugtypen vorher schon auf einigen anderen Strecken neu zum Einsatz kamen, hat sich leider nicht erfüllt. Probleme mit den Stromabnehmern soll es auch schon in Südbaden gegeben haben. Ob Siemens aus diesen Erfahrungen gelernt hat oder ob die Fahrzeuge für unsere Region die gleichen Schwächen und Probleme aufweisen, das wird Siemens sicher noch beantworten müssen. Das ändert aber leider nichts daran, dass ein Teil der Züge jetzt repariert werden muss und deshalb wohl noch eine Zeitlang Fahrzeugmangel herrschen wird. Ein kleiner Trost sollte uns sein: Die neuen Fahrzeuge sind, wenn sie denn fahren, tatsächlich geräumiger, die Sitze sind bequemer und die Informationsmedien im Zug sind besser – hoffen wir, dass wir uns davon bald auch bei ausreichendem und pünktlichem Einsatz überzeugen können!

  • Eines war in dieser Woche leider wie immer: Die Information war chaotisch, zudem brach auch noch die Homepage von GoAhead unter dem Ansturm zusammen. Bei der Information – und das hat sich ja auch nicht geändert – gibt es einfach zu viele Schnittstellen und zudem auch technische Mängel im Bereich der DB. Es gibt neue Bildschirme an Bahnsteig; erfreulich, aber sie müssten dann halt auch mit den richtigen und ausreichenden Inhalten gefüllt werden.

GoAhead ist jetzt Vertragspartner der Kunden – und deshalb auch unser erster Ansprechpartner für Beschwerden und Verbesserungsvorschläge. Das Thema „Fahrgastinformation“ muss deshalb auch von GoAhead vorangetrieben werden; das werden wir deutlich einfordern.

Die Meringer SPD wird in einigen Wochen die Geschäftsführung von GoAhead zu einem Informationsgespräch einladen und diese Themen offen ansprechen. Bis dahin sollten wir Ihnen, auch wenn es angesichts der Erfahrungen schwer fällt, noch etwas Zeit geben – zumindest, um erst mal möglichst schnell zuverlässig fahrende Züge auf die Strecke zu bringen!

Teilen